ziehLein

Vom Garten in den Kleiderschrank

Ausgangslage

In der heutigen Konsumgesellschaft ist sich kaum mehr jemand bewusst, wie aufwendig es ist, Kleider herzustellen. Die meisten Arbeitsschritte finden im Ausland statt. Die Konsumenten erfahren so nicht, dass der Anbau der Rohstoffe und deren Weiterverarbeitung für Mensch und Umwelt oft problematisch sind. Früher wurde in der Schweiz vielerorts Flachs ausgesät, um daraus Leinen-Stoff und Öl zu gewinnen. Doch das traditionelle Handwerk und die dazugehörigen kulturellen Prozesse geraten immer mehr in Vergessenheit.


Ziele des Projekts

Mit dem Projekt «ziehLein – vom Garten in den Kleiderschrank» soll der Anbau von Flachs in der Schweiz wieder gefördert werden, um auf die aufwendigen Produktionsprozesse von Textilien aufmerksam zu machen. Möglichst viele Leute sollen dazu animiert werden, in ihrem Garten oder auf ihrem Feld selbst Flachs anzubauen. So können sie hautnah miterleben, was nötig ist, bis ein Kleidungsstück entsteht. Die Projektgruppe will Begeisterung wecken für Flachs und seine traditionelle Verarbeitungsweise und alle Interessierten mit ihrem erarbeiteten Wissen beim Anbau unterstützen.


Vorgehen

In einem Versuch hat die Projektgruppe selbst ein Stück Stoff hergestellt, von der Aussaat bis zum Endprodukt. Dafür wurde im Frühling 2019 an drei verschiedenen Standorten Flachs ausgesät und die Ernte von Hand verarbeitet. Dabei zeigte das Projektteam auf, wie aus kleinsten Anbaumengen ein sinnvolles Endprodukt entstehen kann.


Das Projektteam beschäftigte sich zudem auf theoretischer Ebene mit dem Flachsanbau und hat geprüft, ob die Erträge aus Kleinfelder auch in einen industriellen Kreislauf eingespeist werden können. Weiter wurde die Möglichkeiten abgeklärt, die Ernte mittels maschineller Kleinanlagen in der Schweiz zu verarbeiten.


Resultate und Fazit

Mit dem Ergebnis ist die Projektgruppe mehr als zufrieden: Auf den drei Feldern konnten auf Anhieb insgesamt über 13 Kilogramm Flachs-Stroh geerntet werden. Daraus wurden über drei Kilogramm hochwertige Langfasern gewonnen, die man verspinnen und verweben kann. Aus einem Teil davon entstand bereits ein Stück Stoff (circa 120 x 50 cm). Ferner hat das ziehLein-Team ein Merkblatt für den Anbau erarbeitet und weiss, welche Hilfestellungen und Mengen nötig sind, damit der Anbau von Flachs für möglichst viele Leute interessant wird.


Die im Projekt entwickelten Ideen verfolgt die Gruppe weiter. Die Faszination für die alte und schöne Kulturpflanze ist bei allen Projektmitgliedern ungebrochen. Auch im Folgejahr soll deshalb wieder Flachs angebaut werden.


Wer sind wir?

Das Projektteam ist eine bunt gemischte Gruppe von angehenden Umweltfachleuten, die den Lehrgang Projektmanagement Natur und Umwelt der sanu future learning AG in Biel absolviert haben. Auftraggeber der Arbeit ist Dominik Füglistaller, Mitglied der Geschäftsleitung der SwissFlax GmbH. Die Projektmitglieder heissen: Katharina Etter, Betriebsökonomin, Jacqueline Jenni, Kauffrau, Geraldine Kurmann, Ernährungsberaterin, Michèle Woodtli, Naturheilpraktikerin/Projektadministration und Rafael Rohner, Journalist.

Koautor_innen: Raphael Rohner, Jacqueline Jenni, Gerladine Kurmann, Käh Etter

ziehLein – Vom Garten in den Kleiderschrank (PDF)

ETH Zürich | EU GrantsAccess, Michèle Woodtli-Schwegler 1. November 2019
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