CO2-Senkenleistung des Waldes

Eine Chance für die Waldbesitzer im Gebiet des BWSo?

Ausgangslage

Klimapolitisch spielt der Wald national und international eine zentrale Rolle. Der Bund meldete in der ersten Verpflichtungsperiode (2008-2012) die gesamte CO2- Senkenleistung des Schweizer Waldes zur Einhaltung der KyotoKlimaschutzvorgaben an, ohne die Waldbesitzer entsprechend zu entschädigen.

Gleichzeitig wird es für die Forstwirtschaft wegen dem äusserst widrigen Marktumfeld und hohen Produktionskosten immer schwieriger, wirtschaftlich erfolgreich zu sein.


Die aktuelle Gesetzeslage lässt in der Schweiz die Vermarktung von Zertifikaten aus Waldsenkenprojekten zurzeit nur auf dem Markt für die freiwillige CO2- Emissions-Kompensation zu.


Obschon die Fülle an wissenschaftlichen Informationen zum Thema WaldSenkenleistung enorm gross ist, findet die Thematik in öffentlichen Diskussionen und in der Forstbranche bisher kaum Beachtung. Partiell liegt dies sicherlich an der unübersichtlichen und entsprechend schwierigen Zugänglichkeit dieser Informationen.

Als Resultat finden sich in der Schweiz aktuell nur zwei Projekte, welche die CO2- Senkenleistung des Waldes ökonomisch in Wert setzen und entsprechende Zertifikate auf dem „freiwilligen Markt“ anbieten.


Der Bürgergemeinden- und Waldeigentümer Verband des Kanton Solothurn (BWSo) vertritt die Interessen der Bürgergemeinden sowie der Waldeigentümer und stärkt deren Position und Bedeutung in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

Im Jahr 2016 thematisiert der BWSo die Inwertsetzung der Ökosystemleistungen des Waldes.

Die Projektanfrage der SANUStudentengruppe zur Prüfung des Potentials eines Wald-CO2-Senkenprojektes im Kanton Solothurn wurde dementsprechend positiv aufgenommen.


Projektziele

  • Ökonomische und ökologische Chancen und Risiken einer Inwertsetzung der CO2-Senkenleistung des Waldes im Gebiet des BWSo eruieren.
  • Erstellen einer Checkliste für den BWSo als Entscheidungshilfe für zukünftige Koordinations- und Vermarktungsaufgaben im Bereich der CO2- Senkenleistung des Waldes.
  • Aufzeigen von pragmatischen Lösungsansätzen zur Inwertsetzung der CO2-Senkenleistung des Waldes.


Resultate

In den öffentlichen Waldungen im Kanton Solothurn, welche von insgesamt 23 Forstbetrieben bewirtschaftet werden, sind sowohl das quantitative wie auch das monetäre Potential zur Vermarktung der CO2- Senkenleistung gross.

Aus verschiedenen Berechnungsmodellen (Verzicht auf Vorratsabbau / Vorratsaufbau) ergibt sich bei einer Projektlaufzeit von 30 Jahren und bei den aktuellen Holzerntekosten sowie Holzerlösen ein aufwandbereinigtes Ertragspotential von rund CHF 200’000 bis 1’300’000 pro Jahr. Die Transaktionskosten pro Tonne CO2 variieren dabei je nach Partizipationsgrad der Waldbesitzer zwischen CHF 7 bis 16.


Die übersichtliche Besitzerstruktur sowie die gute forstliche Datenlage bieten optimale Voraussetzungen um ein mögliches Klimaschutzprojekt umzusetzen.

Anders sieht dies im Privatwald aus. Dieser ist kleinparzelliert, inhomogen in den Bestandes- und Vorratsstrukturen und nicht inventarisiert. Somit ist der Privatwald im Kanton Solothurn aktuell nicht für ein Senkenprojekt geeignet.


Bei der Vermarktung von Zertifikaten ist deren Glaubwürdigkeit zentral. Um diese zu garantieren, ist die Verifizierung eines allfälligen Klimaschutzprojektes durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle unerlässlich.

Im Falle eines kantonsweiten Projektes ist es für den Verkauf von Zertifikaten essentiell, in ein professionelles Marketingkonzept zu investieren. Richtungsweisende Umfragen bei potentiellen Käufern haben ergeben, dass ein grosses Interesse an einer Investition in regionale Klimaschutzprojekte besteht. Dabei spielt die Glaubwürdigkeit eine tragende Rolle. Die befragten Firmen scheinen bereit zu sein, den im internationalen Vergleich hohen Preis von durch unabhängige Stellen verifizierten, standardisierten Schweizer Zertifikaten in Kauf zu nehmen.


Schlussfolgerungen

Das aktuelle Marktumfeld und die forstlichen Strukturen vom untersuchten Gebiet im Kanton Solothurn sprechen für eine Vermarktung der Waldsenkenleistung. Bei der Umsetzung von Waldsenkenprojekten müssen Waldbesitzer indes bereit sein, über Jahrzehnte Kompromisse in Bezug auf die Bewirtschaftung des Waldes einzugehen.


Nach Prüfung der Gegebenheiten im Gebiet des BWSo (Kanton Solothurn) in Bezug auf das quantitative und monetäre Potential der vermarktbaren Waldsenkenleistung und des Potentials an möglichen Zertifikatskäufern, ist ein Projekt im Kanton Solothurn umsetzbar und sinnvoll. Die auf der erstellten Checkliste vermerkten Leitpunkte dienen dem BWSo als Entscheidungshilfe hinsichtlich der Aufgaben, welche er als koordinierende Instanz wahrnehmen sollte.


Da sich der Bund die gesamte Waldsenkenleistung zur Erreichung der Kyoto-Ziele anrechnen lässt, können Zertifikate nicht frei von einer Doppelzählung auf dem freiwilligen Markt gehandelt werden. Diesem Umstand muss in einem allfälligen Folgeprojekt Rechnung getragen werden. Parallel dazu sollte eine Lösung der Doppelzählungsproblematik auf politischer Ebene angestrebt werden. Für diese Aufgabe sind der Verband Wald Schweiz und kantonale Verbände wie der BWSo prädestiniert.


Koautor_innen: Dominique Fetscher, Mark Hunninghaus, Fabrizio Scordari, Roger Spadin

CO2-Senkenleistung des Waldes (PDF)


SKW AG, Garten und Landschaft, Alexander Hugi 1. November 2016
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